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Digitale Edition von Walter Burleys zwei frühen Kommentaren zur „Physik“ des Aristoteles

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Editionsprinzipien

Walter Burleys frühe Kommentare zur Physik des Aristoteles sind für Forscher bisher kaum zugänglich. Die Texte liegen nur als mittelalterliche Manuskripte vor, in schwer lesbarer Schrift, mit vielen Abkürzungen und fast ohne Interpunktion (siehe Bild).

In diesen Zeilen sind z. B. folgende Abkürzungen (durch Überstriche oder hochgestellte Buchstaben) enthalten:

Utm = utrum
sensibibus = sensibilibus
sciā= scientia
n2alis = naturalis
nō = non
pimo = primo
q2 = quia
2m = secundum
ē = est
go = ergo

Damit auch Nicht-Spezialisten die Texte ohne weiteres lesen können, sind in der Edition sämtliche Abkürzungen aufgelöst, Zahlen ausgeschrieben und die Interpunktion nach den heutigen Regeln vorgenommen. Zur größeren Verständlichkeit ist der Text in klassischer Orthographie wiedergegeben. Grundlage ist die Schreibweise in R.K. Ashdowne, D.R. Howlett & R.E. Latham, Dictionary of Medieval Latin from British Sources, Oxford 2018. Geschrieben wird etwa sequuntur statt secuntur, augmentationem statt aumentationem, reliquum statt relicum, definitio statt diffinitio, verumtamen statt verumptamen, descriptio statt discriptio, sphaericae statt sperice, phiala statt fiola usw.

Die Zeilen des Bilds oben werden in der Edition so aussehen:

“Utrum de sensibilibus sit scientia naturalis. Quod non: primo, quia secundum Commentatorem primo huius commento quarto intentio huius libri est loqui de universalibus rebus communibus omnibus illis quae constituuntur per naturam; sed sensibilia non sunt talia communia (sensibilia enim sunt singularissima); ergo etc.”

Textteile, die in zwei Handschriften enthalten sind, werden miteinander verglichen; bei Abweichungen entscheidet der Editor sich für eine der beiden Lesarten entscheiden. Zudem wird der Text auf Überlieferungsfehler hin geprüft, um sie nach Möglichkeit zu korrigieren. Wenn der Herausgeber Fehler in den Handschriften korrigiert, wird der Leser grundsätzlich darauf hingewiesen. Ausnahme sind kleine unzweifelhafte Verbesserungen wie subiacet für subicet, quodam für quodem, sincategorematice für tincategorematice oder die Korrektur versehentlich hochgestellter oder versehentlich auf der Zeile geschriebener Endungen (wenn die Handschrift etwa contraria statt contraria oder sole statt sole hat oder umgekehrt mate statt mate [manifeste]).

In den Handschriften selbst begegnende Korrekturen, Tilgungen und Hinzufügungen (im Text oder am Rand) werden ebenfalls erwähnt, ausgenommen kleine Korrekturen wie die Tilgung eines einzigen Buchstabens oder die Berichtigung eines nicht existierenden Wortes (z.B. quies aus ques, formis aus forms, plantae aus palntae, artes aus arts, evasiones aus evasiationes, ferrum aus ferum). Allerdings wurden von der Handschrift G Schwarz-Weiß-Digitalisate benutzt, auf denen solche Korrekturen nicht immer gut sichtbar sind.

Der Rand der Handschrift G ist mit zahlreichen „Zeigefingern“ (maniculi) versehen, die auf interessante Textstellen aufmerksam machen, sowie weiteren Hinweisen, wie nota, vide, opinio Commentatoris, hic habes quid sit natura universalis et quid particularis, vide causam propter quam antiqui dixerunt materiam esse naturam et non formam. Diese Marginalien bleiben unerwähnt.

Um die Struktur des Textes von Kommentar A zu verdeutlichen, werden Überschriften hinzugefügt, die auf Angaben in Burleys Text basieren (z.B. Istud capitulum continet duas partes principales. Prima continet opiniones non naturaliter loquentium. Secunda continet opiniones naturaliter loquentium). Die Kommentare, die Quästionen, die Argumente am Anfang der Quästionen und ihre Auflösung an deren Ende sind nummeriert. Eine vergleichbare Nummerierung findet sich schon in Handschrift G. Ihre Fehler wurden stillschweigend korrigiert und sämtliche Nummern stehen vor dem Lemma (G setzt sie im mittleren Teil des 2. Buchs erst hinter dem Lemma, z.B. “Quoniam determinatum”, commentum decimum sextum).

Auf den Schwarz-Weiß-Digitalisaten von G sind die am inneren Rand nachträglich ergänzten Textteile nicht lesbar und müssen noch vor Ort in der Originalhandschrift gelesen werden.

Die Edition gibt sorgfältigen Aufschluss über die von Burley erwähnten Quellen. Aristoteles-Zitate werden nachgewiesen mit Angabe des Werktitels, der Buch- und Kapitelnummer sowie Seiten-, Spalten- und Zeilenzahl der Ausgabe von Bekker. Verweise auf Averroes werden nachgewiesen mit Angabe des Werktitels, der Buch- und Kommentarnummer sowie der Seitenzahl der Editio Iuntina von 1564–1574 (Nachdr. Frankfurt am Main 1962). Wo neuere Ausgaben existieren, wird jedoch auf diese verwiesen.

Die Digitale Edition wird in XML-Code gemäß den TEI-Richtlinien erstellt.