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Digitale Edition von Walter Burleys zwei frühen Kommentaren zur „Physik“ des Aristoteles

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Die drei Kommentare Walter Burleys (ca. 1275–1344) zur aristotelischen Physik waren Teil einer regen naturphilosophischen Debatte an den spätmittelalterlichen Universitäten.

Einer der Streitpunkte war der ontologische Status von Zentralbegriffen der aristotelischen Naturphilosophie, wie etwa Bewegung oder Zeit. Burley vertrat die „realistische“ Position, der zufolge Allgemeinbegriffe außerhalb der menschlichen Vorstellung real existieren.

Kontroverse mit Wilhelm von Ockham

Die „antirealistische“ Position des Wilhelm von Ockham kritisierte er in seinem späten Kommentar (Expositio in libros octo De physico auditu), der bislang im Vordergrund der Forschung stand. Er ist in ca. 30 Handschriften überliefert und wurde mehrmals gedruckt, unter anderem 1609 in Venedig (siehe Bild).

Darüber wurden seine beiden frühen Physik-Kommentare (Expositio et quaestiones omnium librorum Physicorum und Quaestiones super libros Physicorum) vernachlässigt. Sie liegen bis heute lediglich als Manuskripte vor, wurden nie gedruckt oder gar kritisch ediert.

Erste kritische Edition – frei für alle zugänglich

Ziel des Projekts ist es, diese frühen Physik-Kommentare in einer digitalen kritischen Erstedition frei für alle zugänglich zu machen.

Sie wird ein genaueres Bild vom Verhältnis zwischen Burley und Ockham ermöglichen. Da nämlich Burleys frühe Kommentare Ockhams Physik-Kommentar zeitlich vorausgehen, wird ihre Edition zeigen, inwiefern Ockham seinerseits auf Burley reagiert hat. Außerdem wird der Vergleich von Burleys spätem Kommentar mit seinen früheren seine eigene Entwicklung in der Auseinandersetzung mit Ockham systematisch erkennen lassen.

Zusätzlich zur Edition, die schon während der Projektlaufzeit sukzessive online erscheint, wird eine englische Übersetzung angefertigt.

Förderung

Das Projekt wird für einen Zeitraum von drei Jahren von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziert. Projektbeginn war der 1. Februar 2021.

Das Projekt wird durchgeführt von Michiel Streijger an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.